Artjom wollte sein altes Auto schon länger in Zahlung geben.
Er durchforstete Dutzende von Anzeigen, bis er das perfekte Angebot fand – eine dunkelblaue Limousine, gut gepflegt, unfallfrei und mit allen Papieren.
Der Verkäufer war ein ganz normaler Typ, etwa 35 Jahre alt, höflich und selbstbewusst.
Der Kauf war schnell abgeschlossen.
Ein paar Tage später beschloss Artjom, den Innenraum auszuräumen.
Als er das Handschuhfach öffnete, fiel ein kleiner USB-Stick heraus. Kein Aufkleber, keine Schrift.
Er steckte ihn in die Tasche und vergaß ihn.
An diesem Abend fragte seine Frau beim Abendessen:
„Na, hast du etwas Interessantes in deinem neuen Spielzeug gefunden?“
„Nur den USB-Stick. Wahrscheinlich mit Musik“, kicherte er und schloss ihn an seinen Laptop an.
Eine einzelne Datei erschien auf dem Bildschirm – VIDEO001.MP4.
Er drückte auf „Play“.
Zuerst erschien ein dunkler Flur. Vertraut.
Derselbe aus ihrer Wohnung.
Artjom hatte keine Zeit, etwas zu sagen. Die Kamera bewegte sich langsam, als würde jemand mit eingeschalteter Kamera gehen.
Das Video zeigte die Haustür, Schuhe, sogar dieselbe blaue Jacke, die er am Tag zuvor an einen Haken gehängt hatte.
„Soll das ein Witz sein?“, flüsterte seine Frau.
Das Video lief weiter. Jemand betrat das Schlafzimmer, näherte sich dem Bett und verweilte ein paar Sekunden. Dann die Küche, das Fenster, das Kinderzimmer.
Alles still. Wortlos. Nur das Geräusch von Schritten und Atem.
Und am Ende eine kurze Einstellung vom Hof.
Ein Schild hing vom Balkon: „ZU VERKAUFEN.“
Artjom zuckte vom Bildschirm zurück.
Er erinnerte sich an die Worte des Verkäufers, als er ihm die Schlüssel überreichte:
„Das Auto ist gepflegt, familienfreundlich. Alles gehört dir, nichts extra.“
Am nächsten Tag kehrte Artjom zu der im Kaufvertrag angegebenen Adresse zurück.
Ein anderer Mann öffnete ihm die Tür.
„Hier wohnt niemand mehr“, sagte er. „Der Besitzer ist vor einem Monat ausgezogen.“
Und Artjom verbrannte den USB-Stick.
Doch jedes Mal, wenn er ins Auto stieg, hatte er das Gefühl, als hätte schon jemand dort gesessen.

