Elens Laden war klein – alt, aber gemütlich. Die Waren standen ordentlich in den Regalen, an der Kasse standen Blumen, damit der Raum freundlicher wirkte. Sie kannte fast alle ihre Kunden: Wer Brot holte, wer die Zeitung, wer einfach nur reden wollte.
Doch eines Tages fiel ihr ein neuer Mann auf.
Ein Mann in einem abgenutzten Mantel, mit grauem Haar und müden Augen.
Jeden Tag, Punkt sechs Uhr abends, kam er in den Laden und kaufte ein und dieselbe Sache – einen kleinen Schokoladenriegel. Einen einzigen.
„Geht es Ihnen gut, Sir?“ fragte Elen eines Tages mit einem warmen Lächeln.
Er nickte.
„Ja… es ist nur so… sie mochte genau diesen Geschmack.“
Elen dachte, er spreche von einer Tochter oder Enkelin.
Doch eines Tages kam er ohne das übliche schwache Lächeln.
Er nahm den Riegel, legte ihn auf den Tresen und sagte leise:
„Das ist der letzte.“
Sie fragte nicht warum.
Doch als er ging, bemerkte sie auf der Verpackung die Worte:
„Mit Liebe, Emma.“
Am Abend, als sie den Laden schloss, fand sie unter der Auslage ein kleines Foto.
Darauf: derselbe Mann und eine junge Frau mit kurzen Haaren, lachend, mit genau diesem Schokoladenriegel in der Hand.
Später erfuhr sie von den Nachbarn:
Emma war seine Frau gewesen.
Sie war vor einem Jahr gestorben.
Und jeden Tag hatte er den Schokoriegel gekauft, um ihn auf die Bank zu legen, auf der sie früher gemeinsam Kaffee getrunken hatten.
Am nächsten Morgen legte Elen, bevor der Laden öffnete, einen neuen Schokoriegel auf den Tresen.
Für den Fall… dass er zurückkommt.

