Ein regnerischer Morgen. An der Haltestelle drängten sich die Menschen – einige unter aufgespannten Regenschirmen, andere mit gesenktem Kopf unter ihren Kapuzen. Als der Bus ankam, eilten alle hinein, schubsten sich gegenseitig, als hinge ihr Leben davon ab.
Als Letzte kam ein Mädchen – dünn, blass, mit einer Krücke in der Hand. Sie versuchte, niemandem in die Augen zu sehen, und stieg langsam die erste Stufe hinauf. Der Fahrer, ein junger Mann in einer Jacke mit Kapuze, warf einen Blick in den Rückspiegel und grinste spöttisch:
— „Na los, schneller, junge Dame, das hier ist kein Sanatorium!“
Im Bus wurde es still. Nur jemand hinten kicherte verlegen.
Das Mädchen atmete schwer, senkte den Blick und ging, sich am Haltegriff festhaltend, zu einem freien Platz. Sie setzte sich – ohne ein Wort zu sagen.
Ein paar Haltestellen später stieg eine ältere Frau ein. Als sie das Mädchen sah, lächelte sie und sagte laut, damit es alle hörten:
— „Gott sei Dank, mein Kind, du bist doch noch gekommen… Ich dachte schon, du würdest es auf einem Bein nicht schaffen. Danke, dass du damals nicht einfach weitergegangen bist.“
Der Fahrer zuckte zusammen.
Die Frau trat näher und richtete sich auf:
— „Das ist sie, die meinen Enkel unter dem Auto hervorgezogen hat, als er auf dem Zebrastreifen gestürzt ist. Er wäre heute nicht mehr am Leben – ohne sie.“
Im Bus wurde es still. Selbst der Motor schien leiser zu brummen.
Das Mädchen lächelte verlegen, rückte ihren Schal zurecht und sagte leise:
— „Es war nichts… ich war einfach nur in der Nähe.“
Der Fahrer senkte den Blick. In den Spiegel schaute er nicht mehr.
Als der Bus an der nächsten Haltestelle anhielt, stieg er aus der Fahrerkabine, trat zu ihr und sagte nur ein Wort:
— „Entschuldigung.“
Das Mädchen nickte, ohne zu antworten, und ging zum Ausgang – noch immer gestützt auf ihre Krücke, doch mit einer Würde, von der viele etwas lernen könnten.

