Alles begann an einem ganz gewöhnlichen Morgen in dem kleinen europäischen Dorf Belleville.
Bauer Jonathan Reed, ein großer Mann mit ergrauten Schläfen und müden Augen, fütterte gerade seine Tiere, als er ein seltsames Geräusch vom Hof hörte. Sein Schwein Molly riss in der Erde, als wäre darunter ein Schatz verborgen.
„Hey, was hast du da gefunden, Schweinchen?“, kicherte er und näherte sich.
Doch als Molly anfing zu quieken und zurückzuweichen, merkte Jonathan, dass etwas nicht stimmte. Die Erde unter ihr war locker, und ein schwacher, modriger Geruch ging von ihr aus, der an alten Lehm und Eisen erinnerte.
Er nahm eine Schaufel. Ein paar Minuten später, etwa einen halben Meter tiefer, tauchte die Ecke einer Holzkiste mit rostigen Scharnieren aus dem Boden auf. Die Kiste sah uralt aus – das Holz war geschwärzt, und das Schloss hielt kaum noch.
Jonathan rief die Nachbarn an. Als Erste traf Mrs. Grace ein, eine ältere Witwe aus der Nähe. Hinter ihr kam der Teenager Thomas, der immer neugierig auf alle möglichen Geheimnisse war.
„Nicht anfassen, John! Vielleicht ist es vom Militär?“, rief sie, aber es war zu spät.
Vorsichtig hebelte der Mann den Deckel mit einem Brecheisen auf. Das Schloss klickte, und der Deckel knarrte.
Alle erstarrten.
Im Inneren lagen seltsame Gegenstände: eine antike Puppe ohne Augen, mehrere Fotos in verblichenen Rahmen und ein Metallmedaillon mit der eingravierten Jahreszahl 1913.
Darunter lag ein mit Siegellack versiegelter Umschlag mit den Initialen E.W.
„Vielleicht ist das aus dem Haus Wilson? Ihr Anwesen stand hier vor hundert Jahren“, flüsterte Mrs. Grace.
Doch als Jonathan den Umschlag aufriss, wurde er blass.
Darin lag ein Brief in altertümlicher Handschrift. Darin stand:
„Wenn du das liest, ist der Fluch wieder erwacht. Fass das Medaillon nicht an. Es gehört ihr.“
Unter dem Brief befand sich ein Foto – eine Frau in einem langen Kleid stand an einem alten Brunnen. Hinter ihr war ein Schatten, der einer menschlichen Silhouette mit leeren Augen ähnelte.
Thomas lachte nervös:
„Komm schon, das ist ein Witz. Nur eine Gruselgeschichte.“
Doch plötzlich bewegte sich die Puppe.
Alle schrien. Jonathan ließ den Deckel der Schachtel fallen, und Molly schrie erneut und rannte davon.
Am nächsten Tag geschahen seltsame Dinge im Dorf: Milch wurde über Nacht sauer, die Spiegel der Leute zerbrachen, und der alte Brunnen hinter der Scheune, in der Molly gegraben hatte, begann nachts leise zu stöhnen.
Die Einheimischen versuchten Jonathan zu überreden, die Schachtel zurückzubringen, doch sie verschwand – zusammen mit dem Brief und dem Medaillon.
Eine Woche später war der Hof verlassen. Man sagte, jemand habe nachts an die Tür geklopft und seinen Namen gerufen … mit Jonathans Stimme.
Jetzt hängt ein Schild vor seinem Haus:
„Graben Sie nicht, wenn Sie nicht bereit sind, die Wahrheit zu erfahren.“
Und Molly, das Schwein … niemand hat sie je wiedergesehen.

