Sie bügelte das Hemd ihres Mannes und bemerkte plötzlich die gestickten Initialen einer anderen Frau

Der Morgen begann wie immer. Anna schaltete das Bügeleisen ein, schenkte sich Kaffee ein, öffnete das Fenster – und der Geruch von Regen und frischem Brot aus der benachbarten Bäckerei strömte ins Zimmer. Ihr Mann hatte es wie immer eilig zur Arbeit und rief wie üblich „Vergiss das Mittagessen nicht“ und „Wo sind die Schlüssel?“ durch die Wohnung. Alles schien alltäglich, vertraut und warm.

Sie holte sein neues weißes Hemd aus dem Schrank – ordentlich, frisch gebügelt, als käme es gerade aus dem Laden. Nur eines verwirrte sie: Anna konnte sich nicht erinnern, es selbst gekauft zu haben. Aber in ihrem Haus tauchten häufig Hemden auf – er arbeitete im Büro und seine Garderobe wurde ständig erneuert.

Anna stellte das Bügeleisen auf, strich mit der Hand über den Stoff und bemerkte in diesem Moment: Auf der Innenseite der Manschette befand sich eine winzige Stickerei. Mit hellblauen Fäden, fast unsichtbar, aber deutlich lesbar: „E.M.“

Sie erstarrte.

Die Stickerei sah fabrikmäßig aus, aber zu persönlich. Kein Markenzeichen, kein Logo – nur Initialen. Weibliche Initialen.

„Vielleicht von einer Stylistin? Oder ein Geschäftsgeschenk?“, versuchte sie sich innerlich zu rechtfertigen. Aber etwas in ihr wurde kalt. Ihr Mann Mark trug niemals Hemden mit fremden Markierungen. Er war pedantisch ordentlich.

Anna schaute genauer hin: Die Nähte waren leicht nachgedunkelt, als wäre das Hemd schon mehrmals getragen worden. Und am Kragen war ein kaum sichtbarer Lippenstiftfleck. Hellrosa. Nicht ihre Farbe.

Sie legte das Bügeleisen beiseite. Ihr Herz schlug schneller.
„Das kann nicht sein … nein …“

Das Telefon vibrierte. Nachricht: „Danke für den gestrigen Abend. Das Hemd passte perfekt – E.“

Anna ließ das Telefon fallen. Ihre Hände zitterten so stark, dass das Bügeleisen fast vom Tisch rutschte.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Schreien? Weinen? Auf eine Erklärung warten?

Die Sekunden zogen sich endlos hin. In ihren Ohren klingelte es.

Als Mark am Abend zurückkam, empfing sie ihn ruhig – zu ruhig.
Auf dem Sofa lag das Hemd, ordentlich gefaltet. Daneben lag das Telefon mit der geöffneten Nachricht.

„Willst du mir das erklären?“, fragte sie leise.

Er wurde blass. Er versuchte zu lächeln, aber seine Mundwinkel zuckten.
„Das ist … ein Geschenk von einer Kollegin. Elena aus der Buchhaltung … nur eine kleine Aufmerksamkeit.“

Anna schwieg. Sie sah ihm direkt in die Augen.
„Und die Stickerei? Und der Lippenstift?“, sagte sie.

Er antwortete nicht. Er wandte nur seinen Blick ab.

Sie stand auf, ging zum Fenster und schwieg lange. Dann sagte sie:
„Weißt du, Mark, ich werde mir auch ein neues Hemd kaufen.“
Er blickte überrascht auf.
„Wozu?“
„Ich möchte einfach, dass meine Initialen darauf stehen. Damit ich wenigstens einmal spüren kann, wie es ist, etwas zu tragen, das einem anderen gehört.“

Sie ging ins Schlafzimmer und hinterließ den Duft von gebügeltem Baumwollstoff, eine dumpfe Stille und das Gefühl, dass in diesem Haus etwas zu Ende gegangen war.

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