Die Nachbarn sahen, wie jede Nacht jemand das Haus gegenüber betrat – aber dort wohnt schon lange niemand mehr

Dieses Haus stand schon seit über vierzig Jahren in dieser Straße. Früher lebte dort eine Familie mit zwei Kindern, dann zogen sie plötzlich weg, und seitdem stand das Gebäude leer. Die Fenster waren vernagelt, der Garten überwuchert, der Zaun schief. Alle hatten sich daran gewöhnt, einen Bogen um das Haus zu machen. Aber eines Tages bemerkten die Nachbarn etwas Seltsames.

Spät in der Nacht, kurz vor Mitternacht, ging im Haus das Licht an. Zuerst nur für einen Moment – als würde jemand die Lampe überprüfen –, dann immer länger. Manchmal huschte ein Schatten, der einer menschlichen Gestalt ähnelte, am Fenster vorbei.

„Vielleicht hat sich jemand dort niedergelassen?”, sagten die Nachbarn. Aber tagsüber ging niemand hinein und kam auch niemand heraus.

Eines Tages beschloss ein Mann, der gegenüber wohnte, eine Überwachungskamera zu installieren und sie direkt auf dieses Haus zu richten. Als er sich am nächsten Morgen die Aufzeichnung ansah, wurde er blass. Die Kamera hatte aufgezeichnet, wie sich um Mitternacht die Tür langsam öffnete und ein Mann in einem langen Mantel hineinging. Er hielt etwas in den Händen, das wie eine alte Lampe aussah. Aber das Seltsamste war, dass sich die Tür nach ein paar Minuten wieder öffnete und … niemand herauskam.

In der folgenden Nacht beschloss der Mann, mit seinen Freunden dorthin zu gehen. Sie nahmen Taschenlampen mit und gingen zu dem Haus. Die Tür war nicht verschlossen. Im Inneren roch es nach Staub und Feuchtigkeit. Die Dielen knarrten, Spinnweben hingen von der Decke. Alles sah so aus, als wären die Bewohner erst gestern weggegangen: Geschirr auf dem Tisch, eine alte Zeitung auf dem Sofa.

Sie gingen in den zweiten Stock – und erstarrten. An der Wand hingen Fotos. Auf jedem war die Straße zu sehen, ihre Häuser und … sie selbst. Aufgenommen durch das Fenster.

Einer der Männer spürte einen kalten Luftzug hinter seinem Rücken. Er drehte sich um – in der Tür stand eine Gestalt. Dieselbe, die sie im Fenster gesehen hatten. Nur war sie jetzt ganz nah.

Am nächsten Morgen fanden die Nachbarn die Haustür weit offen. Niemand betrat das Haus mehr.

Jetzt geht das Licht dort seltener an, aber es kommt immer noch vor. Die Leute sagen, dass das Haus „sich an diejenigen erinnert, die hineinschauen“. Und jedes Mal, wenn sie vorbeigehen, versuchen sie, nicht auf die Fenster zu schauen – vielleicht schaut ja schon jemand zurück.

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