Der Postbote brachte einer alten Frau Briefe von ihrem verstorbenen Ehemann – bis er erfuhr, wer sie wirklich schrieb

Jeden Mittwoch um Punkt zehn Uhr hielt der Postwagen vor dem Haus von Mrs. Helen.
Der ältere Postbote, Mr. Liam, wusste es längst: Man durfte den Umschlag nicht einfach in den Briefkasten werfen, man musste klopfen.
Sie wartete immer schon am Fenster.

„Wieder ein Brief von Ihrem Mann?“ fragte er leise, und die alte Dame nickte, während sie den Brief fest an ihre Brust drückte.

Ihr Mann war seit zwei Jahren tot.
Aber die Briefe kamen weiterhin – sorgfältige Handschrift, festes Papier, kein Absender.
In jedem standen wenige, zarte Zeilen, als wären sie von einer Liebe geschrieben, die nie vergeht:

„Trauere nicht. Ich bin bei dir. Erinnerst du dich an unseren Garten und die Frühlingsmorgen?“

Zunächst glaubte Liam, dass vielleicht Angehörige sie unterstützen wollten.
Dann dachte er, vielleicht schreibt sie die Briefe selbst, unfähig zu akzeptieren, dass er gegangen war.
Doch alles war zu stimmig: die Tinte, der Stil, sogar der vertraute Duft des Papiers.

Eines Tages öffnete Helen die Tür nicht.
Stattdessen stand dort eine junge Frau.

„Mrs. Helen ist gestern verstorben,“ sagte sie leise. „Ich bin ihre Enkelin.“

Liam nickte, unfähig, die richtigen Worte zu finden.
In seiner Hand hielt er einen weiteren Brief.

„Dieser kam heute an,“ sagte er und reichte ihr den Umschlag.

Die junge Frau sah auf die Schrift – und erbleichte.

„Aber… das ist meine Handschrift,“ flüsterte sie.

Es stellte sich heraus, dass sie all diese Briefe geschrieben hatte.
Sie hatte alte Briefe des Großvaters gefunden, sie abgeschrieben und neue Zeilen hinzugefügt – damit ihre Großmutter sich nie allein fühlte.

Liam stand auf der Veranda, blickte auf das weiße Haus und den alten Garten, in dem einst zwei Menschen zusammen spaziert waren.
Und er begriff:

Manchmal lebt die Liebe länger als jene, die sie begonnen haben.

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