Früh am Morgen, als die Sonne gerade begann, sich durch den Nebel zu kämpfen, war die Landstraße zwischen zwei kleinen deutschen Städten fast leer. Nur hin und wieder raste ein Auto vorbei, seine Reifen hinterließen dampfende Spuren auf dem nassen Asphalt.
Viktor, ein erfahrener Fernfahrer, war auf dem Heimweg nach einer langen Nachtschicht. Müde, die Augen schwer, fuhr er langsam, um nicht einzuschlafen – als er plötzlich etwas Merkwürdiges vor sich bemerkte. Etwas bewegte sich auf der Fahrbahn, genau in der Mitte. Zuerst dachte er, es sei ein Stück Müll, den der Wind verweht hatte. Doch je näher er kam, desto klarer erkannte er – das waren Welpen.
Kleine, durchnässte, verschiedenfarbige Fellknäuel – mindestens zwanzig Stück. Sie saßen eng aneinander gedrückt mitten auf der Straße. Einige wimmerten leise, andere kratzten mit den Pfötchen am Asphalt, als wollten sie etwas freilegen.
Viktor fluchte leise, schaltete die Warnblinkanlage ein und hielt mitten auf der Fahrbahn an.
„He, ihr Kleinen… was macht ihr denn hier?“ murmelte er, als er aus der Fahrerkabine stieg.
Er ging langsam näher, um sie nicht zu erschrecken. Doch die Welpen liefen nicht weg. Im Gegenteil – einer von ihnen, schwarz-weiß gefleckt, offenbar der Mutigste, trat vor, blickte ihn an, bellte kurz und lief dann zum Straßengraben hinunter.
Viktor folgte ihm vorsichtig die nasse Böschung hinab. Und dort sah er es: einen alten, umgestürzten Pappkarton, aufgeweicht vom Regen, mit Löchern an den Seiten.
Darunter – drei weitere winzige Welpen. Kaum am Leben, schwach atmend. Ihre Geschwister hatten versucht, sie aus der Nässe zu ziehen.
Jemand hatte sie einfach ausgesetzt. Direkt am Straßenrand.
Den Reifenspuren nach zu urteilen – vor nicht allzu langer Zeit. Vielleicht eine Stunde zuvor.
Viktor schluckte schwer.
Er hob die Kiste an, wickelte die Kleinen in seinen Mantel und trug sie zum Lkw. Die übrigen zwanzig folgten ihm, wie ein zitterndes, flauschiges Wolkenmeer. Einer, besonders mutig, biss ihm spielerisch in die Hosenbeinmanschette.
„Na gut, ihr dürft alle mitkommen“, sagte er und öffnete die Kabinentür. „Aber keine Sitze anknabbern, klar?“
Er schaltete die Heizung ein, legte seine alte Jacke auf den Boden, setzte die Welpen darauf und fuhr los – in Richtung Stadt.
Als er vierzig Minuten später beim Tierarzt ankam, traute der Mann seinen Augen nicht.
„Wo haben Sie die denn gefunden?“
„Auf der Straße“, antwortete Viktor leise. „Sie haben auf niemanden gewartet… sie haben nur etwas bewacht.“
Dann stellte sich heraus: Die Welpen hatten an der Kiste ausgeharrt, in der ihre Mutter lag – von einem Auto erfasst, aber sie hatte mit ihrem Körper die Kleinen vor Regen und Kälte geschützt.
Sie waren die ganze Nacht bei ihr geblieben. Und auch am Morgen – gingen sie nicht fort.
Eine Woche später berichteten die Lokalzeitungen über die Geschichte. Die Hälfte der Welpen fanden ein Zuhause bei Freiwilligen. Die anderen blieben bei Viktor – in seinem Haus an der Landstraße, wo seither immer fröhliches Bellen und das Trippeln kleiner Pfoten zu hören sind.
In der Küche, über den Futternäpfen, hängt ein Foto: eine nasse Straße im Nebel und zwanzig gerettete Welpen, zusammengedrängt in der Kabine eines Lastwagens.
Darunter steht geschrieben:
„Die, die blieben – weil Treue auch im Dunkeln leuchtet.“

