Als ich ein Kind war, fand ich es immer lustig, wie meine Großmutter kleine, dunkle Nelken vorsichtig in eine geschälte Zwiebel steckte. Ich dachte, das sei einfach eine ihrer seltsamen Angewohnheiten… bis ich eines Tages fragte, warum. Ihre Antwort hat mich wirklich überrascht – und seitdem benutze ich diesen kleinen französischen Küchentrick selbst. Heute kann ich mir keine Küche mehr ohne ihn vorstellen.
Das Geheimnis des französischen Aromas
Nelken sind selten die erste Wahl im Gewürzregal – die meisten greifen nur für Marinaden oder Glühwein danach. Doch in französischen Familien haben sie einen besonderen Platz.
Dort weiß man: Diese unscheinbare Gewürzblüte kann weit mehr, als man denkt. Die französische Küche lebt von feinen Details – und genau solche Kleinigkeiten verleihen Gerichten ihre Tiefe.
Eine dieser Feinheiten ist die mit Nelken gespickte Zwiebel, die die Franzosen oignon piqué oder clouté nennen.
Was ist ein clouté? Ganz einfach:
– Eine geschälte Zwiebel
– 4–6 getrocknete Nelken
– manchmal ein Lorbeerblatt
Die Nelken werden direkt in die Zwiebel gesteckt, die dann als Ganzes in die Suppe, Brühe, Sauce oder ein Schmorgericht gegeben wird. Die Zwiebel sorgt für milde Süße, die Nelken für eine warme, leicht würzige Note. Zusammen wirken sie wie ein natürlicher Geschmacksverstärker – dezent, aber wirkungsvoll.
Meine Großmutter verwendete diesen „würzigen Zwiebeltrick“ überall: beim Kochen von Hühner- oder Rinderbrühe, in Suppen, Ragouts, Gulasch, beim Schmoren von Fleisch oder sogar beim Kartoffelpüree und Gemüse.
Nach dem Kochen lässt sich die Zwiebel leicht entfernen – sie bleibt ganz und verändert die Konsistenz des Gerichts nicht.
Warum das so gut funktioniert
Die Nelke entfaltet ihr Aroma langsam und sanft, ohne das Gericht zu überwürzen oder nach Weihnachten schmecken zu lassen.
Die Zwiebel mildert die Bitterkeit der Nelke, wodurch der Geschmack harmonisch bleibt.
Das Ergebnis ist ein feines, rundes Aroma – wie in einem französischen Bistro: intensiv, aber niemals aufdringlich.
Probieren Sie es selbst
Geben Sie eine solche Zwiebel in:
– Borschtsch, Cremesuppe oder Brühe
– Geschmortes Fleisch, Gulasch
– Béchamelsauce oder Kartoffelpüree
Sie werden überrascht sein, wie sich der Geschmack verändert.
Dieser kleine französische Küchentrick wird seit Generationen weitergegeben – und das aus gutem Grund. Er ist einfach, günstig und verleiht jedem Gericht eine unvergleichlich aromatische Tiefe.

