Anna lebte in einem kleinen Holzhaus am Dorfrand. Der Sommer war dieses Jahr unerträglich heiß – die Luft stand still, das Gras vertrocknete, und über den Häusern kreisten ununterbrochen Schwärme von Insekten. Doch eines Tages schienen die Fliegen den Verstand zu verlieren. Es wurden so viele, dass Anna vom Summen aufwachte und an den Fenstern Dutzende, wenn nicht Hunderte dieser widerlichen Viecher saßen.
Sie probierte alles: spannte Mull vor die Fenster, wischte den Boden mit Essigwasser, kaufte Klebefallen, benutzte einen Insektenstecker. Aber die Fliegen schienen nur über ihre Versuche zu lachen. Sie waren überall – auf dem Essen, an den Wänden, sogar in ihrer Teetasse.
„So kann man nicht mehr leben“, flüsterte sie eines Morgens, als sie feststellte, dass die Fliegen nicht nur die Küche, sondern auch das Schlafzimmer erobert hatten.
Der Rat, der alles veränderte
Am Abend, völlig verzweifelt, schrieb Anna in den Dorf-Chat:
„Leute, helft mir. Die Fliegen haben mein Haus übernommen. Fallen helfen nicht. Was soll ich tun?“
Nach wenigen Minuten antwortete die alte Nachbarin Marta:
„Stell die Falle meines Großvaters auf. Dauert 5 Minuten. Morgen früh ist keine einzige Fliege mehr da.“
Anna schnaubte skeptisch, doch Marta schrieb weiter:
– Nimm eine Plastikflasche.
– Schneide den Flaschenhals ab und stecke ihn verkehrt herum wie einen Trichter wieder hinein.
– Gib Zucker hinein, ein bisschen Hefe und warmes Wasser… oder probier Essig, Zucker und Honig.
– Stell es über Nacht hin. Nicht erschrecken, was du morgens siehst.
Anna seufzte. „Schlimmer kann es nicht werden“, dachte sie – und machte es.
Die Nacht des Wartens
Die Falle stand auf dem Küchentisch. In der Flasche schäumte leise der Zucker-Hefe-Mix. Der Geruch war süßlich, etwas sauer – genau das, was Fliegen lieben.
Die ganze Nacht konnte Anna kaum schlafen – der Wind schlug gegen die Fensterläden, und hinter der Wand hörte sie immer noch dieses ekelhafte Summen. Bei Sonnenaufgang wachte sie auf – und das erste, was sie hörte… war Stille.
Kein Flügelschlag. Kein Summen.
Was sie sah, ließ sie erschrocken zurückweichen
Vorsichtig betrat Anna die Küche. Zuerst dachte sie, sie bilde sich das ein. Aber nein.
Keine Fliege auf dem Tisch.
Keine am Fenster.
Keine an der Lampe, wo sie sonst in Trauben saßen.
Sie ging zur Flasche – und erstarrte.
An den Innenwänden und in der süßen Flüssigkeit schwammen Dutzende, ja Hunderte Fliegen. Lebende, tote, krabbelnde – aber alle drinnen. Im Haus war keine einzige mehr.
Gänsehaut überzog ihre Arme.
„Es… hat funktioniert?“, flüsterte sie.
Am nächsten Morgen stellten die Nachbarn nur eine Frage
Anna brachte die Flasche nach draußen, um sie wegzuwerfen. Doch Marta lachte nur:
„Wirf sie nicht weg. Mach einfach eine neue. Du wirst sie brauchen.“
„Warum?“, fragte Anna verwirrt.
„Weil Fliegen nur der Anfang sind. Sie kommen dorthin, wo bald etwas viel Schlimmeres erscheint…“
Anna sah sie fragend an. Doch Marta lächelte nur geheimnisvoll.
Seit diesem Tag tauchten keine Fliegen mehr auf. Aber eine Woche später wachte Anna mitten in der Nacht von einem seltsamen Rascheln unter der Veranda auf… und verstand, dass Marta recht gehabt hatte.

