Ich wusste, dass mein Pferd, Rain, etwas Besonderes war. Wir sind zusammen aufgewachsen: Ich lernte laufen – er lernte auf seinen Beinen zu stehen. Doch während der Schwangerschaft zeigte er etwas, das fast wie menschliche Fürsorge wirkte.
Jeden Morgen, wenn ich in den Stall kam, legte Rain sein großes, warmes Ohr auf meinen Bauch und schnarchte sanft, als würde er lauschen. Manchmal atmete er so ruhig, dass das Baby in mir sich bewegte. Alle lachten:
— Er ist wohl schon zum Babysitter geworden!
Ich lächelte. Und ich ging zu ihm öfter als zum Arzt – bei ihm fühlte ich Ruhe.
Doch eines Tages änderte sich alles.
Es war Ende des sechsten Monats. Ich kam wie immer in den Stall – mit einem Apfel in der Hand und einer leichten Müdigkeit im Körper. Rain begrüßte mich mit einem leisen Wiehern, doch plötzlich… erstarrte er. Die Nüstern weiteten sich. Die Ohren legten sich an. Er begann nervös mit dem Huf auf den Boden zu schlagen.
— Hey, Junge, was ist los? — Ich streckte die Hand nach ihm aus.
In diesem Moment stieß er mich plötzlich — mit voller Wucht — mit der Brust zur Seite. Nicht mit dem Huf, nicht mit den Zähnen. Aber so heftig, dass ich ins Stroh fiel und kaum Luft bekam.
Ich schrie — mehr vor Schreck als vor Schmerz.
Der Stallbursche rannte herbei, packte Rain am Zaumzeug:
— Spinnst du, Tier?! Sie ist schwanger!
Aber er … er schlug weiter mit dem Huf auf den Boden und wieherte, als würde er jemanden rufen.
Eine Minute später begann mein Unterbauch zu ziehen. Wehen? Nein. Aber der Schmerz — scharf, fremd, eiskalt. Man brachte mich sofort ins Krankenhaus.
Die Diagnose traf mich wie ein Schlag:
„Innere Blutung. Beginn einer Plazentaablösung. Noch ein bisschen — und es wäre zu spät gewesen.“
Ich wurde sofort ans Tropf gehängt. Die Ärzte sprachen leise, aber ich hörte:
— Wenn sie nicht jetzt gekommen wäre — weder Mutter noch Kind hätten überlebt.
Ich lag da, blickte an die Decke, und alles in mir wurde kalt. Und dann erinnerte ich mich, wie er — Rain — mich gestoßen hatte… genau dort, wo es am meisten schmerzte. Nicht auf den Bauch. An die Seite. Genau an die Stelle, wo das Problem begann.
Er hatte nicht angegriffen.
Er hatte mich gestoppt.
Er hatte mich zum Überleben gestoßen.
Als ich entlassen wurde, fuhr ich zuerst zu Rain. Er stand ruhig da, als wäre nichts gewesen. Ich trat zu ihm, und er legte — wie immer — sein Ohr auf meinen Bauch. Aber diesmal… sanfter. Vorsichtiger.
— Du wusstest es… oder? — flüsterte ich.
Er schnaubte leise. Und in diesem Moment trat das Baby in mir — als hätte es ihn auch gehört.
Drei Monate später wurde ein Mädchen geboren. Gesund. Stark. Wir nannten sie Reina — zu Ehren dessen, der ihr Herz zuerst gehört hatte.
Und der Arzt sagte später:
— Manchmal spüren Tiere Dinge, die wir weder mit Geräten noch mit dem Verstand begreifen können.
Manchmal ist derjenige, der rettet — kein Mensch.

