Ein kleines Mädchen steht vor meiner Tür und weint. Was ich später erfuhr, veränderte alles

…Wer ist das weinende Mädchen vor meiner Tür? Eine Frau sieht sie jeden Tag – und beschließt, die Wahrheit herauszufinden…

Claire Johnson zog in eine kleine englische Vorstadt, auf der Suche nach Ruhe. Nach einer schmerzhaften Scheidung und einer erschöpfenden Arbeit in London kaufte sie ein gemütliches zweistöckiges Haus in Winterdale – einer Stadt, in der jeder jeden kannte, und Verbrechen eher etwas aus der Zeitung waren als aus der Realität.

Das Haus war alt, gebaut in den 1920er Jahren – mit Dachboden, Garten und einer schweren Holztür. Der perfekte Ort für einen Neuanfang. Und am Anfang schien alles wirklich ideal… bis sie erschien.

Es begann an einem frühen Dienstagmorgen, etwa um 6:30 Uhr. Claire war wie gewohnt früh wach, ging in die Küche, stellte den Wasserkocher an und ging wie automatisch zur Haustür – dort zog es oft, und sie wollte nachsehen, woher der Luftzug kam.

Doch durch das bunt verglaste Fenster sah sie plötzlich eine kleine Gestalt auf der Veranda. Ein Mädchen. Sehr klein – nicht älter als vier oder fünf. Helles, fast weißes Haar, ein dünnes Kleidchen, nackte Füße… und große, mit Tränen gefüllte Augen.

Sie stand einfach da, sah zur Tür und weinte. Leise, verzweifelt, so wie nur ein Kind es kann. Voller Hoffnungslosigkeit. Claire riss erschrocken die Tür auf. Aber… niemand war da. Kein Mädchen, keine Fußspuren. Nur Nebel und ein schwacher Wind.

Es passierte wieder. Am nächsten Morgen – die gleiche Szene. Das Mädchen stand wieder auf der Schwelle, schwankte leicht, sah zur Tür und weinte. Blasses Gesicht, dunkle Schatten unter den Augen, zitternde Lippen.

Claire öffnete – und wieder: nichts.

So ging es fast eine Woche lang. Immer um genau 6:32 Uhr. Das Mädchen erschien. Stand. Weinte. Verschwand. Claire konnte kaum noch schlafen. Sie installierte eine Außenkamera – doch auf der Aufnahme war die Veranda leer.

Kein Schatten, keine Bewegung. Manchmal dachte sie, sie verliert den Verstand.

Verzweifelt begann Claire, die Nachbarn zu fragen. Doch niemand hatte ein Mädchen gesehen. Nur die alte Mrs. Lawrence von gegenüber runzelte die Stirn:
— „Ein kleines Mädchen? Hellhaarig? Weißes Kleid?“ – Sie senkte die Stimme.
„Sie sieht aus wie Lily. Lily Morton.“

— „Wer ist das?“ Claire beugte sich vor.

— „Die Familie Morton lebte hier. Bis 2002. Die Eltern starben bei einem Brand. Das Mädchen… Lily… sie verschwand. Man hat sie nie gefunden. Sie war fünf.“

Seitdem verspürte Claire jedes Mal Unbehagen, wenn sie an die Dachbodentür dachte. Sie hatte das Gefühl, das Mädchen wollte ihr etwas sagen. Als würde sie jeden Morgen nicht nur an die Tür klopfen – sondern in Claires Herz.

Eines Nachts, schlaflos, stieg Claire auf den Dachboden.

Dort standen alte Kisten – zurückgelassen von den Vorbesitzern. In einer Kiste lagen verstaubte Kinderbücher, Stofftiere, mit Kreide bemalte Wände… und ein alter Stoffhase mit abgerissenem Ohr und eingesticktem Namen: „Lily“.

Als Claire ihn in die Hand nahm, wurde die Luft plötzlich kalt. Schwer. Dick.

Und im selben Moment – ein Klopfen an der Tür.

Diesmal ging Claire langsam hinunter. Sie wusste: sie darf keine Angst haben.

Als sie die Tür öffnete – stand das Mädchen da. Ganz nah. Blass.
Mit riesigen Augen, voller… nicht nur Schmerz. Auch Hoffnung.

Claire kniete sich hin, hielt den Hasen hin:
— „Ist das dein Hase?“
Das Mädchen nickte. Und verschwand.

Seit diesem Tag kam das Mädchen nicht mehr. Tage vergingen. Wochen. Claire fand langsam zurück ins Leben. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie – die Geschichte ist nicht vorbei.

Eines Sonntagmorgens fand sie vor der Tür einen kleinen Umschlag.
Darin – ein altes Polaroidfoto: das Haus. Vor der Tür steht Claire.
Und neben ihr – das Mädchen. Lily. Ihr Gesicht verschwommen, als hätte die Kamera sich geweigert, es scharf zu stellen.

Auf der Rückseite, in kindlicher Schrift:
„Danke. Aber ich brauche Hilfe… dort drinnen.“

Ende?… Oder erst der Anfang?

Seitdem blickt Claire jeden Abend auf die verschlossene Kellertür – die zur alten Abstellkammer führt, die sie nie geöffnet hat.
Denn am Schloss ist jetzt eine Kratzspur. Eine, die sie nicht gemacht hat.

Und jede Nacht hört sie im Traum eine Stimme.
Leise. Kindlich. Flüsternd:

„Bitte… mach auf.“

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