Er ist erst 8 Jahre alt, mit Narben im Gesicht und tränengefüllten Augen … doch in dieser Nacht, als er seine neugeborene Schwester durch den Sturm trug, wurde er ein Held

Der Regen peitschte gegen die Dächer, der Wind riss an den Bäumen, als wolle er das ganze Dorf mit den Wurzeln ausreißen. Die Nacht war so schwarz, als wäre die Dunkelheit selbst auf die Erde herabgestiegen. Inmitten des Donners und des heulenden Windes rannte ein kleiner Junge barfuß die überflutete Straße entlang. Er hieß Timofej. Er war erst acht Jahre alt. Sein Gesicht – übersät mit Narben nach einem Brand. Seine Augen – groß, voller Tränen und Angst. Doch in seinen Armen trug er das Wertvollste, was er besaß: ein kleines Bündel, ein kleines Leben – seine neugeborene Schwester.

Das Haus war weniger als eine Stunde zuvor eingestürzt. Ein Blitz schlug ein, ein ohrenbetäubender Knall – und plötzlich stand das Dach in Flammen. Die Mutter schaffte es nur noch zu schreien:
— Tima, lauf! Zum Krankenhaus! Trag sie, hörst du?!
Dann stürzte das Dach ein – und ihre Stimme verstummte.

Tima stand mitten in den Flammen, die Füße verbrannt, die Lungen voller Rauch – aber er ließ seine Schwester nicht los. Er rannte hinaus in den Regen, wo der Wind ihm die letzten warmen Tränen von den Wangen riss. Er hatte keine Schuhe, nicht einmal eine Jacke. Nur eine alte Decke, in die er das Baby gewickelt hatte – und die Hoffnung, dass jemand im Krankenhaus am Ende des Dorfes sie retten konnte.

Die Straße hatte sich in einen Fluss verwandelt. Das Wasser schlug gegen seine Beine, der Schlamm sog seine Füße fest – aber er lief weiter. Jeder Schritt tat weh – seine Füße waren wund, die Knie blutig. Er fiel, stand wieder auf, fiel erneut, doch er hielt seine Schwester fest an seine Brust gedrückt. Sie atmete kaum noch. Ihr kleines Gesicht war blass, und Tima flüsterte:
— Halt durch… bitte, halt durch…

Als er in der Ferne ein Licht sah – das Krankenhaus –, dachte er zuerst, er bilde es sich nur ein. Aber es war wirklich da! Licht! Mit seinen letzten Kräften rannte er, stolperte, glitt aus.

— Hilfe! — schrie er, doch der Wind riss ihm die Stimme weg.

Er trommelte mit den Fäusten gegen die Glastüren, bis eine Krankenschwester hinauslief.

— Mein Gott, Kind! — rief sie, nahm ihn in Empfang und wickelte das Baby in eine trockene Decke. — Was ist passiert? Wo sind deine Eltern?

Tima versuchte zu antworten… aber seine Lippen bebten nur. Er brach an der Tür bewusstlos zusammen.

Als er aufwachte, war es bereits Morgen. Er lag in einem Krankenhausbett, unter einer weißen Decke. Die Sonne fiel durch die Vorhänge. Zum ersten Mal in der ganzen Nacht war es still. Die Krankenschwester saß an seinem Bett.

— Du bist aufgewacht… Held, sagte sie mit einem Lächeln. — Deine Schwester lebt. Die Ärzte sagten, wenn du nur zehn Minuten später gekommen wärst…

Sie beendete den Satz nicht, sondern nahm seine Hand.

Tima blickte zum Fenster. Draußen standen noch Pfützen und Spuren des Sturms. Aber über dem Krankenhaus erhob sich bereits ein Regenbogen.

Die Jahre vergingen.

An der Wand desselben Krankenhauses hing nun ein Foto – ein Junge mit bandagierten Händen und einem Baby im Arm. Unter dem Bild stand:

„Timofej Selin. 8 Jahre. Rettete seine Schwester in der Sturmnacht.“

Alle, die vorbeigingen, blieben stehen. Und eines Tages, viele Jahre später, blieb eine junge Frau in einem weißen Arztkittel vor dem Foto stehen – eine Neonatologin. Sie stand lange schweigend dort und sagte dann leise:

— Danke… Bruder.

Sie berührte das Glas mit ihren Fingerspitzen und lächelte.

Im Flur erlosch langsam das Licht – als würde jemand dort oben ihr zuzwinkern.

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