Der Tag war warm und hell. Die Hochzeit fand auf einem alten Landsitz statt – weiße Säulen, Musik, Gelächter, klirrende Gläser.
Fotograf Alex arbeitete wie gewohnt – das übliche Chaos von Hochzeiten, Gästen, Tanz, Hunderte von Fotos hintereinander.
Er fotografierte die Braut vor der Kulisse eines Gartens.
Ein zartes Kleid, ein Schleier, eine sanfte Brise. Alles war perfekt.
Später am Abend sah er die Fotos durch und wählte die besten für die Retusche aus.
Und plötzlich bemerkte er etwas Merkwürdiges.
Auf einem der Fotos, auf dem die Braut über ihre Schulter blickte, stand ein Mann hinter ihr.
Kein Gast, kein Verwandter, kein Mitarbeiter – nur der Schatten einer menschlichen Gestalt, der sich in der Glastür spiegelte.
Das Gesicht war unsichtbar, aber die Silhouette war eindeutig männlich, groß, in einem schwarzen Anzug.
Alex sah sich alle Aufnahmen an.
Er war nicht auf dem vorherigen Foto. Er war auch nicht auf dem nächsten. Nur ein Bild.
Er nahm an, es sei Zufall – vielleicht eine Spiegelung, ein Lichtspiel.
Doch als er die Serie an das Brautpaar schickte, antwortete die Braut fast sofort.
„Alex … wer ist das hinter mir?“
Er erstarrte.
„Ich dachte, es wäre einer der Gäste.“
Eine Minute verging. Dann noch eine.
Und schließlich kam die Nachricht:
„Wir haben niemanden in Schwarz eingeladen.“
Alex beschloss, die Originale zu überprüfen. Er vergrößerte das Bild und bemerkte ein Detail: Der Mann blickte direkt in die Kamera.
Seine Augen waren deutlich zu erkennen.
Später kam er, um das Album zurückzugeben. Das Brautpaar sah müde aus. Die Braut hielt das Foto mit dem Bild in der Hand.
„Wir haben versucht herauszufinden, wer es war“, sagte sie leise. „Und weißt du, was komisch ist? Der Mann ist in keinem der Videos zu sehen. Nur auf deinem Foto.“
Alex antwortete nicht. Er nahm einfach den USB-Stick und filmt seitdem keine Hochzeiten mehr.
