Der Morgen im kleinen litauischen Dorf Kairiškai begann normal. Nebel lag über dem Gras, ein Hahn krähte von einem benachbarten Bauernhof, und der alte Edmunds Laisvis, ein ehemaliger Uhrmacher, saß auf der Veranda und trank starken Tee aus einer Emailletasse.
Er lebte allein in einem alten Haus, das er in seiner Jugend selbst gebaut hatte. Nach dem Tod seiner Frau wagte er sich nur noch selten vor das Tor – außer zum Laden, um Brot oder Katzenfutter zu kaufen. Doch an diesem Morgen ließ ihn etwas von der Bank aufstehen: ein leises, metallisches Klirren, als würde jemand gegen ein Glas schlagen.
Edmund runzelte die Stirn.
„Was zur Hölle …“, murmelte er und ging in den Hof.
Auf dem Boden lagen Gegenstände, die niemand kannte.
Mitten in seinem Hof, direkt neben dem alten Brunnen, lagen drei seltsame Gegenstände. Eines ähnelte einer halben Kupferkugel, ein anderes einer gewölbten Metallplatte mit unbekannten Symbolen und das dritte einem glänzenden Zylinder, aus dem schwacher Dampf aufstieg.
Edmund hockte sich hin und wollte es berühren, doch plötzlich spürte er ein leichtes Kribbeln wie statische Elektrizität. Das Metall war warm, wie frisch aus einem Feuer.
„Könnte das wirklich ein Teil eines Flugzeugs sein?“, dachte er und blickte in den Himmel. Doch der Himmel war klar. Keine Spur von Rauch, keine Spur von Brand.
Er rief seinen Nachbarn Antanas an, einen ehemaligen Soldaten. Dieser kam mit finsterer Miene und einem Stock in der Hand herein.
„Fass das lieber nicht an, Edmund. Es riecht nach Chemikalien …“
„Oder ist vielleicht ein Satellit abgestürzt?“, warf seine Nachbarin Marta ein, die wie immer alles durch den Zaun gehört hatte.
Leute aus der Stadt trafen ein.
Eine Stunde später war der Garten des alten Mannes von einem Dutzend Menschen umringt – einige filmten mit ihren Handys, andere stritten sich. Während Antanas mit den Journalisten diskutierte, kamen zwei Männer in formellen Anzügen ohne Abzeichen auf Edmund zu.
— „Haben Sie das zuerst gefunden?“
— „Ja. Ich war draußen, und da waren sie.“
— „Haben Sie niemanden gesehen?“
— „Nur eine Katze. Und … ein Licht. Ein Blitz, wie ein Blitz, aber ohne Geräusch.“
Die Männer tauschten Blicke. Einer von ihnen zog ein detektorähnliches Gerät hervor und hielt es über die Objekte. Es piepte und leuchtete grün.
— „Dichte unbekannt, Temperatur stabil. Isolierung erforderlich.“
Eine halbe Stunde später kam ein Militärlastwagen aus dem Wald. Die Menschen wurden gebeten, zurückzutreten. Die Metallgegenstände wurden in einen mit Folie umwickelten Container gelegt. Edmund stand am Zaun und beobachtete, wie sich sein Garten in eine Filmkulisse verwandelte.
Und dann begann etwas Seltsames.
Am nächsten Tag verhielten sich alle Geräte im Dorf seltsam. Fernseher schalteten sich nachts von selbst ein, Handyakkus waren innerhalb von Minuten leer. Und in Edmunds Haus lief die Uhr, die er sein ganzes Leben lang aufbewahrt hatte, plötzlich rückwärts.
„Hast du das gehört? Das Radio rauscht!“, beschwerte sich Marta.
„Und die Hunde heulen nachts … wie vor einem Sturm“, fügte Antanas hinzu.
In dieser Nacht erwachte Edmund von einem Licht. Niemand war im Hof. Doch ein sanfter Schein hing über dem Brunnen, als würde die Luft beben. Und wo am Tag zuvor die seltsamen Gegenstände gelegen hatten, war nun eine Spur sichtbar – ein perfekt runder, verbrannter Fleck auf dem Boden.
Am nächsten Morgen kamen erneut Soldaten zum Haus des alten Mannes – diesmal maskierte Soldaten. Sie baten ihn, niemandem zu erzählen, was er gesehen hatte. Doch die Nachricht hatte sich bereits herumgesprochen.
Jetzt kommen Touristen und Forscher nach Cairiskai. Manche sagen, es sei ein Meteoritenfragment gewesen, andere, etwas habe den Ort berührt.
Und der alte Edmund sitzt jeden Abend auf der Veranda, schaut zum Brunnen und flüstert:
„Wenn du gewusst hättest, was ich in dieser Nacht gesehen habe, wärst du nicht hierhergekommen …“

