Sie verlor ihr Bein, trat aber trotzdem an – und schaffte etwas, was gesunde Menschen nicht konnten

Als eine junge Frau mit einer Prothese am Start des Halbmarathons in Bristol erschien, erstarrte das Publikum zunächst. Einige wandten verlegen den Blick ab, andere applaudierten. Sie hieß Emilia Thornton, und es war ihr erster Lauf nach dem Unfall, der alles verändert hatte.

Vor einem Jahr arbeitete sie als Sportlehrerin und träumte davon, den London-Marathon zu laufen. Aber ein einziger Morgen machte alle Pläne zunichte. Als Emilia mit dem Fahrrad nach Hause fuhr, wurde sie von einem Lkw angefahren. Die Ärzte retteten ihr Leben, aber ihr Bein musste amputiert werden.

„Das Wichtigste ist, dass du lebst“, sagte ihr Vater und drückte die Hand seiner Tochter im Krankenhaus.
Sie schwieg. Damals konnte sie sich nicht vorstellen, wie sie ohne Sport, ohne Bewegung, ohne das, was zuvor ihr Wesen ausgemacht hatte, leben sollte.

Die Monate der Rehabilitation waren die Hölle. Sie lernte wieder laufen, fiel hin, zerbrach ihre Prothese, weinte vor Schmerz und Wut. Aber irgendwann machte es in ihr klick. Als sie an der Wand ein Foto von einem früheren Wettkampf sah – sich selbst, lächelnd, im Ziel, mit einer Startnummer auf der Brust. Da sagte sie sich:
„Ich komme zurück. Dieses Mal stärker.“

Die Prothese kostete ein Vermögen. Freunde organisierten eine Spendenaktion, befreundete Künstler verkauften ihre Bilder auf einer Wohltätigkeitsauktion, sogar ehemalige Schüler schickten Überweisungen mit der Aufschrift: „Für unsere Miss Thornton“.

Und nun stand sie wieder am Start. Sie trug einen blauen Sportanzug mit der Aufschrift: „Einen Schritt voraus“.

Als der Startschuss fiel, stürmte die Menge los. Die ersten Kilometer waren schwer: Ihre Muskeln schmerzten, ihr Herz schlug zu schnell und die Menge überholte sie. Aber beim fünften Kilometer hörte sie auf, sich mit anderen zu vergleichen. Ihr Ziel war nicht der Sieg – sondern der Weg.

Bei der Zehn-Kilometer-Marke hörte Emilia hinter sich:
„Bist du das Mädchen mit der Prothese? Du bist einfach unglaublich!“

Sie lächelte. Und lief weiter.

Bei Kilometer 18 begann es zu regnen. Der nasse Asphalt war rutschig, die Prothese blieb in den Pfützen stecken, aber sie lief weiter. Jeder Schritt war ein Kampf – gegen den Schmerz, gegen die Erinnerungen, gegen sich selbst.

Als vor ihr der Zielbogen auftauchte, standen auf der Anzeigetafel längst andere Namen – die Spitzenreiter des Rennens. Aber als der Sprecher sah, wer sich näherte, nahm er das Mikrofon und sagte:
„Und jetzt kommt eine Person, die uns alle daran erinnert, dass die Kraft nicht im Körper, sondern im Geist liegt!“

Die Menge machte Platz, damit sie die letzten Meter zurücklegen konnte. Einige weinten, andere filmten. Emilia hob die Arme, überquerte die Ziellinie und weinte.

Später stellte sich heraus, dass sie nicht als Letzte ins Ziel gekommen war. Dutzende gesunde Teilnehmer, die das Rennen aufgegeben hatten, lagen hinter ihr.

Als ein Journalist sie fragte, warum sie das getan habe, antwortete Emilia:
„Weil das Leben dich nicht fragt, ob du bereit bist. Aber wenn du auch nur einen Schritt machst, hast du schon gewonnen.“

Ein halbes Jahr später gründete sie eine Wohltätigkeitsstiftung für Menschen mit Amputationen, die ihnen hilft, Sportprothesen zu kaufen. Und im nächsten Jahr ging Emilia erneut an den Start – diesmal als Botschafterin eines Teams von Sportlern.

Sie ist nicht einfach nur gelaufen.
Sie hat inspiriert.

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