Das Feuer brach plötzlich aus – an einem ruhigen Abend, als sich die ganze Nachbarschaft schon auf das Zubettgehen vorbereitete. Über dem alten Haus am Stadtrand stieg beißender schwarzer Rauch auf. Zuerst dachte man, jemand würde Müll verbrennen, aber nach ein paar Minuten schlugen bereits Flammen aus den Fenstern. Die Menschen rannten auf die Straße, schrien und riefen die Feuerwehr.
Unter den Schaulustigen stand Alex, ein 15-jähriger Teenager, der in der Nähe wohnte. Er hielt sein Fahrrad fest und ließ den brennenden Haus nicht aus den Augen. Plötzlich sah er eine Bewegung im Fenster im zweiten Stock – eine winzige Silhouette, die im Rauch zitterte. Ein kleines Kätzchen, das sich an die Scheibe drückte, miaute kläglich und konnte sich nicht befreien.
„Da ist jemand!“, rief Alex. „Da ist ein Kätzchen!“
Die Nachbarn sahen sich an:
„Geh nicht hin, Junge! Die Feuerwehr kommt gleich!“
Aber er hatte sein Fahrrad bereits fallen lassen und rannte los. Durch die Hitze, das Knacken der Bretter, die herabfallende Asche. Jemand packte ihn am Ärmel – zu spät.
Er rannte in das Haus und würgte am Rauch. Alles brannte: Die Tapeten flammten wie Papier, die Decke knisterte. Alex bedeckte sein Gesicht mit dem Ärmel und rannte nach oben. Im Kinderzimmer saß inmitten der Flammen ein grauer Wollklumpen auf der Fensterbank.
„Komm her, Kleiner …“, krächzte er.
Das Kätzchen krallte sich mit seinen Pfoten an seiner Hand fest, während der Junge sich zurückkämpfte. Er sah fast nichts mehr vor sich – nur einen vagen Lichtstreifen vor sich, wo die Laternen flackerten. Ein brennender Balken fiel von der Decke, traf seine Schulter und verbrannte seine Haut. Der Schmerz durchzuckte seinen Körper, aber er blieb nicht stehen.
Nach einigen Sekunden, die wie eine Ewigkeit erschienen, stürmte Alex aus dem Haus und drückte das Kätzchen an seine Brust. Die Menge stieß einen Schrei aus. Seine Mutter eilte zu ihm, umarmte ihn, weinte und konnte nicht glauben, dass ihr Sohn noch lebte. Die Feuerwehr traf eine Minute später ein. Das Haus war bereits nicht mehr zu retten. Während das Feuer gelöscht wurde, stand die Familie, zu der er gehörte, abseits – ein älterer Mann mit seiner etwa dreißigjährigen Tochter.
„Das ist unser Haus …“, schluchzte die Frau. „Wir sind erst gestern nach zehn Jahren dorthin zurückgekehrt.“
Als das Feuer endlich gelöscht war, kam Alex, voller Ruß, auf sie zu.
„Entschuldigen Sie … Ich wollte nur das Kätzchen retten.“
Die Frau blickte auf – und wurde plötzlich blass.
„Moment mal … Wie heißen Sie?“
„Alex Jensen.“
Sie hielt sich die Hand vor den Mund.
„Jensen? Mein Vater hat dieses Haus an Ihre Eltern verkauft. Vor vielen Jahren …“
Der alte Mann kam langsam näher.
„Warte mal.“ Er sah das Kätzchen an. „Dieses Haus stand zehn Jahre lang leer, bis ich beschloss, es zu renovieren. Aber anscheinend ist die Elektrik alt …“
Er verstummte und fügte dann hinzu:
„Junge, dank dir sind wir noch am Leben.“ Wir wollten heute dort übernachten. Wenn du nicht Alarm geschlagen hättest…
Alex‘ Mutter drückte seine Hand. Ihr Gesicht war blass geworden.
„Du… hast sie gerettet.“
Die Feuerwehrleute sagten später, dass das Haus hätte explodieren können – unter dem Boden hatten sie eine alte Gasflasche gefunden, die durch die Hitze schon fast glühend heiß war. Wäre alles eine halbe Stunde später passiert, hätte die ganze Familie bereits im Haus geschlafen.
Das Kätzchen wurde Lucky genannt – „der Glückliche“. Es erholte sich schnell, und Alex wurde sein bester Freund.
Als Alex kam, um beim Aufräumen der Trümmer zu helfen, fand er in einer der unbeschädigten Kisten einen alten Umschlag. Darauf stand geschrieben:
„An die Jensens. Bei Gelegenheit zurückgeben.“
Darin befand sich ein altes Familienfoto seiner eigenen Eltern – aufgenommen vor vielen Jahren, als sie noch in diesem Haus lebten. Es stellte sich heraus, dass Alex‘ Vater einst beim Bau des Hauses geholfen hatte.
Das Schicksal hatte auf unglaubliche Weise alles wieder zusammengeführt: Der Junge rettete das Haus, in dem einst die Geschichte seiner Familie begonnen hatte.
Manchmal sagte Clara, Alex‘ Mutter, wenn sie das Kätzchen ansah:
„Siehst du, mein Sohn … es gibt keine zufälligen Handlungen. Wenn man Gutes tut, kommt es immer zurück. Nur nicht sofort.“
Und Alex wusste – jetzt für immer.

