Jeden Morgen ging Evelina Marten mit einem kleinen Korb in den Hof ihres alten Hauses. Darin befanden sich die Reste ihres Abendessens, Brot, etwas Brei und Stücke von gekochtem Fleisch. Dort, hinter den Garagen, warteten bereits ihre „Freunde“ auf sie – mehrere Katzen, ein lahmer Hund namens Rocky und ein paar ängstliche Welpen.
Die Nachbarn lachten oft:
„Wieder zu deiner streunenden Gesellschaft? Die schätzen dich doch gar nicht.“
„Sollen sie doch lachen“, antwortete Evelina. „Wenigstens weiß ich, dass mich wenigstens jemand erwartet.“
Nach dem Tod ihres Mannes und dem Wegzug ihrer Tochter in eine andere Stadt lebte sie allein. Die Stille war erdrückend. Diese Tiere waren ihr Trost. Jedes von ihnen bedankte sich auf seine Weise: Einige rieben sich an ihren Beinen, andere schauten ihr einfach in die Augen. Vor allem Rocky – alt, mit einem abgebrochenen Ohr, aber mit einem treuen Blick, der sie wärmer werden ließ.
Der Herbst verging, der Winter kam. Evelina ging weiterhin jeden Tag hinaus, sogar bei Schneesturm. Einmal konnte sie es nicht – sie wurde krank. Mit Fieber und Atemnot. Aber als sie aus dem Fenster schaute, sah sie Rocky unter der Tür sitzen und warten. Sie stand mühsam auf, brachte ihm das Futter und lächelte trotz ihres Hustens.
„Danke, dass du mich nicht vergessen hast, mein Freund.“
Von diesem Tag an verpasste sie keinen einzigen Morgen mehr. Für sie war es keine Pflicht mehr, sondern eine Aufgabe: diejenigen zu füttern, die sich nicht selbst versorgen konnten.
Am Abend dieses Tages war alles ruhig. Evelina sah fern, trank Tee und ging zu Bett. Gegen Mitternacht weckte sie ein schrilles Bellen. Dann ein Kratzen an der Tür.
Sie stand überrascht auf:
„Rocky? Um diese Zeit?“
Der Hund heulte und schlug mit den Pfoten gegen die Tür, als würde er verlangen, dass sie öffnete. Die Frau zog ihren Bademantel an und drehte murrend das Schloss auf.
Rocky stürmte ins Zimmer, zog an ihrem Rock, riss mit den Zähnen am Stoff und versuchte, sie zum Ausgang zu ziehen.
„Was machst du denn, du Dummkopf!“, schrie sie, doch im nächsten Moment hörte sie ein Zischen.
Aus der Küche kam Gasgeruch.
Sie hatte noch keine zwei Schritte gemacht, als es laut knallte. Die Küchendecke stürzte ein. Die Nachbarn sagten später, dass in der Nacht ein Rohr geborsten sei. Ohne den Hund hätte Evelina nicht einmal Zeit gehabt, aufzuwachen. Als alles vorbei war, fanden die Feuerwehrleute die Frau auf der Treppe sitzend – in Rockys Armen. Er war schmutzig, verängstigt, aber am Leben. Sie streichelte ihm den Kopf und flüsterte:
„Ich habe euch nur gefüttert … und ihr habt mich gerettet.
Seitdem stehen vor ihrem Haus immer Schüsseln mit Wasser und Futter. Und am Zaun hängt ein Schild:
„Für diejenigen, die sich an das Gute erinnern. Danke, dass ihr da wart.“
Und jeden Morgen, wenn die Sonne über dem Hof aufgeht, rennt Rocky als Erster zum Tor, um zu sehen, ob mit seiner Herrin alles in Ordnung ist.

