Jeden Morgen um Punkt neun Uhr verließ Herr Arthur sein Haus und ging zur Straße. Er trug immer die gleiche Kleidung: ein sauberes Hemd, gebügelte Hosen, einen Mantel und einen unveränderlichen Strauß Rosen in den Händen. Er stand am Straßenrand, leise, leicht auf seinen Stock gestützt, und schaute in die Ferne. Manchmal winkte er vorbeifahrenden Autos zu, manchmal wartete er einfach nur.
Zuerst lachten die Nachbarn – „der alte Mann mit den Blumen“, „er wartet auf einen Bus, den es nicht gibt“. Aber die Tage vergingen, Wochen wurden zu Monaten, und er stand immer noch da. Jeden Tag. Im Winter, im Sommer, bei Regen, bei Schnee – immer mit Blumen.
Die Einheimischen gewöhnten sich daran. Einige begannen, ihn zu grüßen, andere boten ihm eine Mitfahrgelegenheit an, aber er lehnte immer ab:
„Danke, ich warte.“
Eines Tages beschloss die junge Journalistin Laura, seine Geschichte zu erfahren. Sie ging auf ihn zu, stellte sich vor und fragte:
„Entschuldigung, warten Sie auf jemanden?“
Arthur lächelte.
„Ja. Ich warte. Jeden Tag zur gleichen Zeit.“
„Auf wen?“
Er schaute in die Ferne und sagte leise:
„Auf meine Frau.“
Laura war verwirrt.
„Entschuldigung … aber …“
Er nickte.
„Ich weiß. Sie ist nicht mehr da. Seit zehn Jahren schon nicht mehr.“
Er atmete aus und fügte hinzu:
„Aber sie hat mir versprochen: ‚Wenn du kannst, warte an der Straße auf mich, dort, wo wir uns zum ersten Mal getroffen haben.‘“
Seitdem stand er jeden Tag dort – an genau der Stelle, an der er sie damals zum ersten Mal gesehen hatte, und auch sie hatte einen Strauß Rosen in den Händen.
Die Leute brachten ihm eine Thermoskanne mit Tee und halfen ihm, die Blumen zu wechseln. Jemand stellte sogar eine Bank daneben auf. Und dann, an einem grauen Novembertag, kam er nicht. Die Leute bemerkten das sofort.
Als seine Nachbarn zu ihm nach Hause kamen, stand auf dem Tisch ein Strauß frischer Rosen – und eine Karte mit der Aufschrift:
„Danke, dass du gewartet hast. Wir sehen uns wieder an der Straße.“
