Das Pferd weigerte sich, über die Brücke zu gehen – und eine Minute später stürzte sie ein

An diesem Tag hatte Marcos es eilig. Die Straße im Bergtal schlängelte sich wie ein schmales Band zwischen den Felsen hindurch, der Wind wirbelte Staub auf, und die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu. Er musste es vor Einbruch der Dunkelheit schaffen – vor ihm lag nur noch die alte Brücke über den Fluss, hinter der das Dorf begann.

Er ritt auf seinem Pferd Bella, einer klugen, starken, ruhigen Stute, die ihn schon seit fünf Jahren begleitete. Zusammen hatten sie Stürme, steinige Pässe und Übernachtungen im Regen überstanden. Sie hatte ihn nie im Stich gelassen.

Aber als sie diesmal die Brücke erreichten, blieb Bella plötzlich stehen.
Sie blieb einfach stehen und rührte sich keinen Schritt von der Stelle.

Marcos zog an den Zügeln, spornte sie an, versuchte ruhig zu sprechen, dann lauter. Aber das Pferd bewegte sich nicht. Ihre Ohren waren gespitzt, ihre Muskeln zitterten und ihre Augen waren weit geöffnet. Sie machte einen Schritt vorwärts und wich sofort wieder zurück.

„Komm schon, Bella!“, rief er gereizt. „Es ist nicht mehr weit!“

Aber das Pferd schnaubte und wich panisch zurück, wobei seine Hufe auf den Steinen klapperten. Zum ersten Mal spürte Marcos, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief.
Er stieg ab und sah sich die Brücke genauer an.

Die Bretter waren alt, schienen aber intakt zu sein. Er klopfte mit dem Fuß darauf – der Klang war dumpf, aber nicht verdächtig. Um sich selbst zu beweisen, dass es keinen Grund zur Angst gab, machte er einen Schritt nach vorne.

Im selben Moment wieherte Bella laut, wie er es noch nie zuvor gehört hatte. Der Klang war schrill, wie eine Warnung.

Marcos blieb stehen. Da hörte er ein Knacken unter seinem Fuß.

Marcos blieb stehen. Da hörte er unter seinem Fuß ein Knacken.

Er sprang zurück, und die Planke, auf die er getreten war, brach ein. Dann noch eine. Im nächsten Moment ächzte die ganze Brücke und stürzte in den tosenden Fluss hinab.

Er stand da und konnte es nicht glauben. Hätte Bella nur einen Schritt nach vorne gemacht, wären sie beide zusammen hinuntergestürzt.

Marcos ging zu dem Pferd und legte seine Stirn an seinen Hals. Es atmete schwer, stand aber ruhig da.
Er flüsterte:
„Danke, Mädchen … du hast uns das Leben gerettet.“

Als sie endlich auf einem Umweg das Dorf erreichten, erzählten die Einheimischen, dass diese Brücke seit langem als „verflucht“ galt – sie wurde repariert, aber brach immer wieder zusammen. Man sagte, dass dort einmal ein ganzer Wagenzug ums Leben gekommen sei.

Seitdem stritt sich Marcos nicht mehr mit Bella. Er hatte verstanden: Manchmal spüren Tiere Dinge, die wir weder sehen noch hören können.

Und jedes Mal, wenn der Wind Staub von den Bergen wehte, erinnerte er sich an dieses Wiehern – nicht nur an den Schreck, sondern an die Warnung, die ihm das Leben gerettet hatte.

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